Zwischen den Zeilen – Die Hits der Frankfurter Buchmesse 2023

Einst war die Musikmesse in Frankfurt die große Anlaufstelle für die Musik und Unterhaltungsbranche. Doch während die Musikmesse über die Jahre einige Federn lassen musste, hat sich die Buchmesse als heimlicher Show-Star auf dem Frankfurter Messeparkett etabliert. Wir waren da und haben uns auf die Suche begeben. Nach den neuesten Trends und Büchern, mit musikalischem Migrationshintergrund. und nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Buch und Musik.

Es ist ja nunmal so, dass viele Frankfurter Musiker und Musikerinnen und Menschen der Plattenindustrie seit dem “langsamen Tod der Musikmesse” nicht mehr so richtig wissen wohin sie sollen. Sowohl mit ihrer Musik, als auch mit sich selbst. Neue Wege müssen nicht nur durch die Messehallen gegangen werden, sondern auch bei der Veröffentlichung von (digitalen)Tonträgern. Die Buchbranche hat das schon längst erkannt und haut mit eBooks, Hörbüchern, Podcast und anderen Formaten nur so um sich. Auch das Thema “self publishing” ist ein Thema, das die Branche beschäftigt.

Die Frankfurter Buchmesse 2023 – Das wahrhaftige Paradies für jeden Bücherwurm. Darüber hinaus ist sie aber auch Traumfabrik für junge und jungebliebene Autorinnen und Autoren, die ihre Manuskripte (mittlerweile auf USB Sticks) an große und kleine Verlage vor Ort pitchen. So wie man einst seine liebevoll selbst gebrannte Demo CD dem A&R der “großen Plattenfirma” in die Hand drückte.

Wir starten in Halle 3.0 – Wer hier einen Stand hat, der hält etwas auf sich und will gesehen werden. Die großen Player wie Spiegel, Bertelsmann, Harper Collins, und sogar der Reclam Verlag (die mit den kleinen gelben Büchern aus der Schulzeit) haben einen imposanten Stand und selbst der Handel wie Thalia oder Amazon Publishing präsentiert sich. Ich laufe an einem Stand der “Stiftung Warentest” vorbei, wo ich unfreiwillig Ratschläge für die Verfassung meines Testaments erhalte. Die Autorin Beatrice Backhaus erzählt über Ihr Buch Vererben und Erben.

Kommt unerwartet, aber ein Thema, das tatsächlich nicht ganz unwichtig ist (denken wir uns) und gehen aber trotzdem weiter die Gänge entlang. Wir stellen uns die Frage:

Welche Genre sind dieses Jahr auf den ersten Blick am stärksten vertreten?
So pauschal kann man das schwer sagen, finden aber dass die Sparten “Kinderbücher” und nennen wir sie mal “Sachbücher” von und über Personalities einen großen Anteil in Halle 3.0 haben. Da kann es schonmal passieren dass ein übergroßer Arnold Schwarzenegger einem 7 Tipps gibt, wie man am besten “useful” wird und ein Jeremy Fragrance die “Power Baby Philosophie” erklärt. On Top wird uns eine enorme Anzahl von Kochbüchern, geschrieben von C-Z Promis als “Sahnehäubchen serviert”.

 

Doch auch ein sehr schlauer Musiker, ja eine echte Musiklegende sogar, hat ebenfalls das Potential des Buches längst erkannt. Peter Maffay. Nicht nur bekannt für seine großen Hits wie “Du” oder “Über sieben Brücken musst du geh’n” hat natürlich seit vielen Jahren mit TABALUGA den Spagat in die wunderbare Welt des “Familienprogramms” geschafft und legt aktuell mit seinem neuesten Werk “Anouk” nach. Dieses Buch präsentiert er jetzt, ganz zeitgemäß, auch als Hörspiel auf den digitalen Plattformen.

Darüber hinaus müssen wir schon sehr akribisch suchen um Bücher mit musikalischem Bezug zu finden. Selbst zu dem naheliegensten Thema nämlich “Notenbücher” können wir hier keinen Vertreter/Verlag auf der Buchmesse ausmachen. Wenn, dann hat er sich dermaßend gut versteckt, dass er möglicherweise garnicht gefunden werden möchte. Doch einige wenige Perlen können wir doch noch entdecken:

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Besonders toll finden wir die “Promi Serie” des Insel Verlags “Little People – Big Dreams”, die im Kinderbuch Stil die Werdegänge einiger großer Stars und relevanten Menschen im Allgemeinen aufarbeitet. Darunter auch Prince, Mozart, Freddie Mercury und illustriert quasi so große Musikgeschichten für die ganz Kleinen, toll! Natürlich dürfen aber auch Helene Fischer oder Harry Styles nicht zu kurz kommen, die für die Reihe “populäre Irrtümer und andere Wahrheiten” herhalten müssen.

Doch wie entwickelt sich die Buchbranche im Allgemeinen?
Gibt es hier sogar richtige “Popstars” unter den Autoren und Autorinnen? Ja es scheint sie zu geben. Denn an verschiedensten Ständen laden die Verlage zu Autogrammstunden ein. Besonders kuschelig wurde es im Gang “D” in der Abteilung Fantasy, wo es im 30 Minuten-Takt fast zu regelrechten Tumuteln kam.

Von Schöpferinnen und Schöpfer aus der Sparte Fantasy und deren etlichen Sub-Sparten, die uns natürlich gänzlich unbekannt sind. Wir begegnen auch einer kleinen Gruppe Cos-Player, die (ähnlich wie auf der Leipziger Buchmesse) in der Manga Welt ihr zu Hause gefunden haben. Sehen und gesehen werden, war einst auch das Credo auf der Musikmesse wird bei der Buchmesse nach wie vor zelebriert. Und so sind wir doch froh, dass sich hier eine neue Art der Popkultur entwickelt, in einer Branche, die ebenso mit der Digitalisierung zu kämpfen, aber das physische Medium “Buch” noch immer einen hohen Stellenwert beim Konsumenten hat. Sowas ist in der Musik unvorstellbar. Oder wann habt ihr das letzte Mal (oder jemals) ein CD Geschäft gesehen,  das über 3 Etagen in bester Lage Alben aus aller Welt und jedem Genre vertreibt? Gibt’s nicht.. Während Hugendubel, Thalia und co. nach wie vor stabile Umsätze generieren.

Dazu kommt die Buchmesse mit einem bunten Genre Mix mit Inhalten daher, die sich ganz und garnicht an irgendwelche Algorithmen anbiedern muss und einer großen Anzahl (auch kleiner) Verlage, die auch gewillt sind Werke neuer Autoren und Autorinnen eine Chance zu geben. Während man in der Musikbranche nach spätestens 30 Sekunden schon den Refrain präsentieren muss, lässt man sich in der Welt des Buches weiterhin so 150-300 Seiten Zeit.

Dieser kurze Abstecher auf der Buchmesse hat uns doch ein bisschen Mut und Hoffnung gemacht, dass es diesen “Spirit” der “guten alten Zeit” noch gibt, nur eben nicht mehr in der Musikbranche.

(c) Fotos: burning-music.de

 


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