Das war Rock im Park 2012 – Sonntag

Mit dem letzten Tag hat sich das „Rock Im Park“-Festival das Beste bis zum Schluß aufgespart und den Metalheads einen guten Grund gegeben sich die Rüben abzuschrauben.
Zunächst gibt es aber für das verkaterte Publikum was zum lachen.
Steel Panther entern die Bühne in authentischer 80er-Jahre-Mötley-Crüe-Kluft und lassen neben solidem Hard-Rock/Heavy-Metal die Klischees sprechen.
Keine Ansage ohne zotigen Unterton und Witzchen über Genitalbereiche.
Klingt pubertär und ist es auch, macht aber wahnsinnigen Spaß. Trotz der eindeutig gespielten Rollen, merkt man den vier Typen die Spielfreude an. Nicht ohne Grund bekennt sich ein Großteil der aktuellen Metal-Bands als Fans dieser Truppe und lässt sich wie Corey Taylor auch mal gerne auf ein Feauturing ein.
Nach kurzem Umbau wissen auch die in Deutschland überaus erfolgreichen Trivium mit knallhartem, modernem Thrash/Core zu überzeugen und eröffnen die ersten Pits und Sprungpassagen dieses Tages.
Ganz im Zeichen ihrer neuesten Veröffentlichung „In Waves“, prügeln Matt Heafy und Co. ein Brett nach dem anderen in die bangende Meute.
Die nächsten in der runde der Langhaarigen sind Lamb Of God. Die soundtechnisch legitimen Erben Panteras zeigen einmal mehr warum sie sie seit über einem Jahrzehnt die Szene mitdominieren.
Sowohl mit Klassikern wie „Walk with me in hell“ und „Redneck“ als auch neuen Werken der Güteklasse „Ghost Walking“ lassen sie die Circle-Pits kreisen und lassen zum Grande Finale noch eine erstklassige Wall Of Death kollabieren.
Nachdem die Menge schon warm ist, dürfen die Kollegen von Killswitch Engage mit dem neuen alten Sänger Jesse Leech im Schlepptau nicht fehlen.
Wer sich nicht sicher war ob dieser den gesanglichen Level eines Howard Jones erreicht, dürfte bei dieser Show eines besseren belehrt worden sein. Jeder Ton sitzt wo er sitzen müsste und mit ein paar mehr Shouts als beim Vorgänger, kriegen die neuen Songs sogar einen recht frischen Anstrich.
Die nicht zu vergessende, personifizierte Unterhaltung in From von Adam Dutkiewcz macht diesen Auftritt, wie so oft unvergessen und gut abgerundet.
Um weiter in dieser Sparte zu bleiben geht es mit den legendären Machine Head weiter, die ihr neuestes Werk „Unto the locust“ präsentieren. Der Grundstimmung der Songs entsprechend, gingen in dieser Riffgewaltigen Stunde die ersten Schauer über die Fans vor der Alterna-Stage nieder. Nichtsdestotrotz eine gute Show mit wie schon zuvor aufgetretenen Soundproblemen, die bei den Tontechnikern zu suchen sind.
Nach diesem Brett kommt erstmal Gänsehautfeeling auf. Soundgarden beehren Nürnberg in ihrer Originalbesetzung und lassen damit Erinnerungen an die glorreichen 90er und die dazugehörige Grunge-Welle wach werden.
Höchstemotional performen sie Song um Song aus ihrem an Hits überlaufendem Repertoire.
Besonders in den Augenblicken in denen Chris Cornells Stimme zur vollen Geltung kommt, merkt man wieso sie einst zu der Speerspitze ihrer eigenen Sparte gehören und dabei in einem Atemzug mit Nirvana und Pearl Jam genannt werden können. So darf man sich zu Recht auf das bald erscheinende neue Album freuen.
Langsam aber sicher legen sich dunkle Wolken über das Gelände und die Nacht bricht langsam aber sicher an. Genau das richtige Ambiente für Evanescence und insbesondere für ihre Frontfrau und Charisma-Bombe Amy Lee.
Diese Band ist ein weiterer Beweis dafür dass Frauen in der Rock-Musik mehr ins Rampenlicht rücken sollten. Solch eine Stimmgewalt und Kontrolle sieht man heutzutage generell selten. Unterstrichen von brutalen Riffs und basslastigen Drums, fügt sich Lees Stimme ein als wäre sie nur dafür geschaffen worden.
Leider verließen zum letzten Drittel des Konzertes ein Großteil der Zuschauer die Alterna-Stage um zur Hauptbühne zu pilgern und dort den dritten und letzten Headliner dieses Jahres abzufeiern. Linkin Park geben sich die Ehre und bewerben ihr bald erscheinendes
„Living things“. Was Fans der ersten Stunde entgegenkommen sollte war die von old-schooligen Tracks schwangere Setliste. Doch selbst wenn die neuen und vor allem Elektro-lastigen Songs in die knapp 50000 Zuschauer gefeuert wurden, merkte man wieso diese Band einen kontinuierlichen Erfolg vorzuweisen hat. Ihre Anhänger reichen vom Metalhead zum Schlipsträger. Somit schaffen sie einen erstaunlichen Spagat zwischen Kunst und Kommerz der eine Kombination darstellt an der sich nur wenige andere messen können.
Langsam aber sicher geht das restlos ausverkaufte Festival, mit großen Schritten auf die Zielgerade zu und wer könnte da am besten den passenden Soundtrack dazu liefern als die unsterblichen Motörhead.
Gemäß ihrem Motto „we are Motörhead and we play Rock ’n’ Roll” wurde eben dieses Ziel umgesetzt. Wie man sie kennt und liebt, wird ein knochentrockener und doch Whiskeygetränkter Song um Song gespielt und dabei mit den typischen Lemmy-Sprüchen aufgelockert. Mit rauer Stimme wird gegen Politik und Ungerechtigkeit und zeitgleich für eine gute Zeit geworben. Hoffentlich kann man sich auf einige weitere Jahre mit diesen Helden aus der zweiten Reihe freuen.
Zu guter letzt (im wahrsten Sinne des Wortes) entert nach eine gewaltigen Verspätung der „God Of Fuck“ höchstpersönlich die Bühne. Marilyn Manson wagt sich nach gut drei Jahren Abwesenheit wieder auf Tour und ein jeder ist gespannt ob er es diesmal ohne vergessene Texte, offensichtlichen Rausch dank mehr oder weniger legalen Drogen und Aussetzer gegenüber Band und Publikum auskommt. Um diese Fragen von vornherein zu klären: Nein.
Und doch schafft es dieser Mann mit Verstärkung seines alten Weggefährten Twiggy Ramirez, eine Spielfreude an den Tag zu legen die man von ihm höchstens noch während der „The Golden Age Of Grotesque“-Ära zugetraut hätte.
Mit dem für die aktuelle Tournee namensgebenden Track eröffnend, stellt Mr. Manson gleich klar wer das Sagen im Ring hat.
Die Stimme wieder vorhanden, die dreckigen Witze an den richtigen Stellen und zahlreiche Obszönitäten die aber nur noch vor zehn Jahren die Eltern auf die Barrikaden. So kennt man ihn und so liebt/hasst man ihn auch. Da die letzten zwei Platten sowohl den Musiker als auch seine Jünger nicht überzeugt haben, dominieren vor allem Songs aus den glorreichen Zeiten die Setliste.
Da wir aus zeitlichen Gründen schon nach fünf Songs abreisen mussten und Bilder oft mehr sagen als tausend Worte, seht ihr hier den Abschluss dieses Festivals und das Ende des Sets von Marilyn Manson das ganz gut seine aktuelle Verfassung zusammenfasst. Wir sehen uns im nächsten Jahr an gleichem Ort und Stelle!

 

Igor Barkan

Photos: Nadja W.

 

 

 

Anthrax

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Evanescence

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Killswitch Engage

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Trivium

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Machine Head

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